Ich sehe eben, dass Paris-Manhattan
von Sophie Lellouche diese Woche in die Deutschschweizer Kinos kommt. Deshalb
ist hier vielleicht ein klärendes Wort angebracht: Man muss diese romantische
Komödie nicht wirklich gesehen haben. Das Genre dürfte viele schon von
vornherein aus dem Zielpublikum ausschliessen. Ich bin in dieser Hinsicht zwar
Skeptiker, aber kein Fundamentalist: Eine gut getimte, kreative und
gelegentlich selbstironische Liebeskomödie wie etwa Les émotifs anonymes ist durchaus eine vergnügliche Art, eineinhalb
Stunden zu verbringen. Paris-Manhattan
gehört leider nicht in diese Kategorie. Das liegt nicht an der Story, die
genretypisch vorhersehbar ist, auch nicht unbedingt an den Schauspielern: Der
Sänger Patrick Bruel als desinteressiertes Raubein Victor ist ziemlich
originell, und auch Alice Taglioni als gutmütige Apothekerin Alice gefällt.
Weniger gefallen kann, wie betulich alle kreativen Einfälle verwirklicht werden,
zum Beispiel die Hauptingredienz des Films, der imaginäre Dialog, den Alice
anstelle reeller Beziehungen zu Woody Allen unterhält: Wie sie abends mit dem
überdimensionierten Allen-Poster über ihrem Bett diskutiert, ist die ersten
zehn Sekunden lang witzig, dann nur noch ermüdend. Wie sie in ihrer Apotheke
als Nachbarschaftspsychologin ihre Kundschaft statt mit Medikamenten mit DVDs
kuriert, tendiert auch schnell in den Kitsch – spätestens, als sie auf diese
Weise einen Räuber auf den rechten Weg zurückbringt. Die Rahmenhandlung in
Alices Familie ist langfädig und klischeehaft, und auch der echte Woody Allen,
der am Schluss einen Gastauftritt hat, versprüht zwar entspannten Esprit, kann
den Film nicht wirklich retten. Für das Wochenende empfehle ich einen
Herbstspaziergang
Technisches: Paris-Manhattan
ist ab dem 4. Oktober in ausgewählten Kinos der Deutschschweiz zu sehen.
Montag, 1. Oktober 2012
Selbstgespräche mit Woody
Eingestellt von
Phemios
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