Montag, 1. Oktober 2012

Selbstgespräche mit Woody

Ich sehe eben, dass Paris-Manhattan von Sophie Lellouche diese Woche in die Deutschschweizer Kinos kommt. Deshalb ist hier vielleicht ein klärendes Wort angebracht: Man muss diese romantische Komödie nicht wirklich gesehen haben. Das Genre dürfte viele schon von vornherein aus dem Zielpublikum ausschliessen. Ich bin in dieser Hinsicht zwar Skeptiker, aber kein Fundamentalist: Eine gut getimte, kreative und gelegentlich selbstironische Liebeskomödie wie etwa Les émotifs anonymes ist durchaus eine vergnügliche Art, eineinhalb Stunden zu verbringen. Paris-Manhattan gehört leider nicht in diese Kategorie. Das liegt nicht an der Story, die genretypisch vorhersehbar ist, auch nicht unbedingt an den Schauspielern: Der Sänger Patrick Bruel als desinteressiertes Raubein Victor ist ziemlich originell, und auch Alice Taglioni als gutmütige Apothekerin Alice gefällt. Weniger gefallen kann, wie betulich alle kreativen Einfälle verwirklicht werden, zum Beispiel die Hauptingredienz des Films, der imaginäre Dialog, den Alice anstelle reeller Beziehungen zu Woody Allen unterhält: Wie sie abends mit dem überdimensionierten Allen-Poster über ihrem Bett diskutiert, ist die ersten zehn Sekunden lang witzig, dann nur noch ermüdend. Wie sie in ihrer Apotheke als Nachbarschaftspsychologin ihre Kundschaft statt mit Medikamenten mit DVDs kuriert, tendiert auch schnell in den Kitsch – spätestens, als sie auf diese Weise einen Räuber auf den rechten Weg zurückbringt. Die Rahmenhandlung in Alices Familie ist langfädig und klischeehaft, und auch der echte Woody Allen, der am Schluss einen Gastauftritt hat, versprüht zwar entspannten Esprit, kann den Film nicht wirklich retten. Für das Wochenende empfehle ich einen Herbstspaziergang

Technisches: Paris-Manhattan ist ab dem 4. Oktober in ausgewählten Kinos der Deutschschweiz zu sehen.