Die Theatersaison ist vorbei. Nachzutragen ist der Bericht zur Dernière von Bern:Ballett, einem Abend, zu dem Cathy Marston unter dem Namen Tanz4 drei ChoreografInnen eingeladen hat, mit ihr zusammen je ein Stück beizusteuern. Ich schreibe mit Verspätung, und all die spannenden Details, über die ich hätte berichten wollen, sind mir längst entschwunden. Geblieben ist der Gesamteindruck eines reichhaltigen Abends: reich an Tanzsprachen, reich an Fertigkeiten, reich aber auch an Einblick und Verständnis des tänzerischen Schaffensprozesses.
Man muss sich das so vorstellen: Teresa Rotemberg, Hofesh Schechter und Alexander Ekman kommen nach Bern, lernen die dortige Compagnie kennen und vermählen dann, unvoreingenommen, offen und sensibel, dieses "Rohmaterial", dieses Reservoir von Typen und Talenten, mit ihren eigenen Vorstellungen jeweils zu einem charakteristischen dreissigminütigen Ganzen. Das Ergebnis sehen wir auf der Bühne, und wir bewundern die Vielfalt der tänzerischen Formen, der Tanzdialekte, um es so zu sagen, das technische Können und die Athletik des Bern:Ballett. Zudem sehen wir vier Videos: Interviews mit den ChoreografInnen, in denen sie über Gott und die Welt und die gute Berner Luft reden, aber auch über ihre Arbeit mit der Truppe und die Ideen und Vorstellungen, die sie in Tanz giessen wollten und gegossen haben. Das ist teils amüsant und vor allem hilfreich, verhilft zu einer zusätzlichen Ebene hinter derjenigen, die sich vor unseren Augen abspielt. Das Ganze findet statt auf der grossen Bühne der Vidmarhallen, in diesem breiten, neutralen und dadurch anpassungsfähigen und ideal geeigneten Theaterraum. Die Zuschauerränge waren, erfreulich, praktisch vollbesetzt; ganz anders als noch zwei Wochen zuvor bei den "Gespenstern".
Da ist viel Leben drin, Neugier, Engagement, Kreativität, Unvoreingenommenheit. Cathy Marston tut Bern gut. Für die nächsten Saison sind wiederum drei Ballettabende geplant, literarische Interpretationen (The Tempest, Wuthering Heights) und freiere Stücke (siehe das Spielzeitheft [PDF, 4 MB]). Es gibt allen Grund, sich darauf zu freuen.
Und all denen, die jetzt doch noch ein bisschen inhaltlich was wissen möchten, empfehle ich die Lektüre der Besprechungen im Bund und bei tanznetz.de sowie die Interviews mit den ChoreografInnen des Abends auf tanzkritik.net.
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