Ein Geständnis: Im Hause Phemios greift man zur Entspannung
nach einem intensiven Tag oder zum gemütlichen Ausklingenlassen eines
Ferienabends gerne mal zu einem amüsanten, meist nicht sehr tiefgängigen Film.
Eine kleine, repräsentative Kollektion komischer DVDs steht dazu im Regal und
wird gelegentlich aus den Wühltischen des Elektronikfachhandels weiter
alimentiert. Die Leserschaft wird mir nachsehen, dass solcherlei Kulturgenuss
eher selten seinen Niederschlag in den Blogspalten findet: In der Regel gibt es
kaum etwas darüber zu sagen, Hauptziel sind schlicht eineinhalb Stunden
Vergnügen.
Auch dieser Artikel dürfte nicht übermässig lang werden. Sein
Interesse liegt vor allem am Hauptdarsteller: Jean Dujardin. Einem breiten
Publikum ist er vor wenigen Monaten bekannt geworden als Oscar-Gewinner für
seine Rolle im Stummfilm The Artist,
für die er bereits praktisch alle anderen relevanten Schauspieler-Preisen
eingeheimst hatte. Vor dem plötzlichen internationalen Durchbruch war Dujardin
allerdings in Frankreich bereits eine feste Grösse im komischen Fach, berühmt
unter anderem für seinen Part in der Paar-Episoden-Serie Un gars, une fille und seine Verkörperung des blondmähnigen Surfers
Brice de Nice. Da und anderswo war
seine Paraderolle diejenige des grenzdebilen Dauergrinsers, den er leicht, frisch
und absolut ungeniert auf die Leinwand brachte.
Die genau gleiche Rolle spielt Jean Dujardin auch in der
Spionageparodie OSS 117. Aus Wikipedia erfahre ich soeben, dass die
literarische Vorlage dazu eine Romanserie von Jean Bruce war, einem Zeitgenossen
von Ian Fleming und diesem offenbar nicht unähnlich, wenn auch sein Ausstoss
(und später derjenige seiner Frau und Kinder) denjenigen des berühmteren
Konkurrenten um ein Vielfaches überstieg. Nach einer Serie von Filmadaptationen
in den sechziger Jahren wurde der Faden von Michel Hazanavicius 2006 mit OSS 117: Le Caire nid d’espions wieder
aufgenommen und ins Parodistische gewendet. Für den aufgeblasenen, schleimigen,
chauvinistischen und reichlich doofen Agenten Hubert Bonisseur de la Bath,
Codename OSS 117, hätte Hazanavicius keinen besseren Darsteller finden können
als Dujardin. Makellos gekleidet und durch keinen Zweifel zu erschüttern
beweist dieser stupende Treffsicherheit auf seiner Mission durch die
Fettnäpfchen des Nahen Ostens.
Freilich kommt die Komödie nicht wirklich zum Fliegen.
Meistens entlockte sie uns nur gerade ein Schmunzeln – zu mühsam entwickelt
sich die Geschichte, zu aneinandergereiht wirken die Gags, zu repetitiv wird
OSS117s überdrehtes Frohlocken. Immerhin sind wir bei einer Szene schier vom
Sofa gerollt vor Lachen: Auf einem Empfang in der britischen Botschaft treffen
sich verschiedene einheimische und fremde Agenten, alle in ihrer Tarnung als
Manager diverser Kleintierzuchtbetriebe, und schlagen sich, nach den
einleitenden Höflichkeiten, mit bedeutungsschwangerem Blick zunehmend
abstrusere Sprichwörter und Redewendungen um die Ohren. Mittendrin: Francois
Damiens (der trottlige Wirt aus Rien à déclarer) als Raymond Pelletier, Direktor der Société Belgo-Egyptienne d'Elevage de Poulet, der von diesem feinen
Netz von Anspielungen überhaupt nichts rafft, aber unverdrossen und mit
Hundeblick seine eigenen Weisheiten ins Gespräch einwirft. Das ist ganz hohe
komödiantische Kunst, meisterhaft geschrieben und ausgeführt. Leider gibts
davon sonst nur ein gelegentliches Aufblitzen zu sehen – zu wenig, um zu
begeistern, gerade genug, um den Film einigermassen über die Distanz zu retten.
Technisches: Auf die
üblichen Distributionskanäle für Filme muss ich wohl nicht mehr hinweisen; dafür
vielleicht auf den überaus gelungenen Titel der deutschen Version: OSS117 – Der
Spion, der sich liebte. Das in Rio spielende Sequel aus dem Jahr 2009 habe ich
noch nicht gesehen.
Montag, 9. Juli 2012
Der Spion, der sich liebte
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