Freitag, 12. September 2008

Tais-toi!

Zunächst, als Vorgeschichte, ein paar Worte zum Zeitungswesen in Griechenland: Dort werden Tageszeitungen kaum (wie bei uns) im Abonnement, sondern vor allem am Kiosk verkauft. Entsprechend kreativ sind die Verlage, wenn es darum geht, die potentiellen Käufer mit Gadgets und Aktionen aller Art zum Kauf eines ihrer Produkte zu bewegen. Der Gipfel dieser Propaganda wird am Sonntag erreicht: Der Käufer einer Sonntagszeitung trägt in der Regel einen kiloschweren, in Plastikfolie eingeschweissten Stapel nach Hause, aus dem er neben der Zeitung als solcher allerlei gesonderte Faszikel zu Wirtschaft (in Financial-Times-Rosa, bitte sehr), Kultur und Wissenschaft, das Fernsehprogramm, ein farbiges Magazin auf Hochglanzpapier, gelegentlich ein Buch oder eine CD und jedes Mal eine oder mehrere Filme entnimmt. Und weil ich letztes Mal in Athen nach der Ankunft am Sonntag unbedingt das (absolut zu Recht) preisgekrönte Zeitungsdesign des Eleutheros Tipos begutachten wollte, trug ich auch drei DVDs nach Hause: Ein paar Episoden der griechischen Satiresendung Al-Tsandiri News, ein italienisches Familiendrama mit Monica Bellucci und eine französische Komödie. Als wir uns dann neulich eines Abends gerne vor dem Bildschirm etwas intelligent zerstreuen wollten, das Kabel aber nichts entsprechendes lieferte, besann ich mich dieses Geschenks; wir wählten französisch und kamen in den unerwarteten Genuss von Tais-toi.

Quentin, Einfaltspinsel, Nervensäge und Kleinkrimineller, und Ruby, schweigsamer Profi mit Rachedurst im Herzen und 200 Millionen im Versteck, begegnen sich in einer Knastzelle, und weil Ruby nicht wie alle anderen Quentins Logorrhoe nach zehn Minuten mit Fäusten beantwortet, erklärt ihn dieser umgehend zu seinem Freund. Der Rest – Verlegung in die Psychiatrie, Ausbruch, Katz-und-Maus-Spiel mit dem skrupellosen, arschgesichtigen Vorbesitzer der 200 Millionen, und alles in dieser infernalen Zweierbesetzung – ist eine durchaus konventionelle Krimikomödie. Aber die Gags kommen trocken und ohne Federlesens, die Wendungen und Zufälle der Story bleiben bei allem Irrsinn immer logisch und stringent, ja genial; Gérard Depardieu ist als minderbemittelter, herzensguter Gauner urkomisch und berührend zugleich, und mit Jean Reno hat er einen idealen hassliebenden Partner (« T’iras au paradis avant les autres, car plus simple d’esprit je connais pas ! »). Wir haben herzlich gelacht: Tais-toi war pures, kurzweiliges, unbeschwertes Amüsement.

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