Sonntag, 15. Mai 2011

Inglorious Basterds

Am wenigsten gern schreibe ich auf diesem Blog über etwas, das meine Erwartungen enttäuscht hat; wenn ich mich bereits auf eine begeisterte Rezension gefreut hatte und mich dann mit der Aufgabe konfrontiert sehe, meine Enttäuschung zu analysieren und in Worte zu fassen. Objekt dieser Enttäuschung ist heute Quentin Tarantinos Film Inglourious Basterds, den wir kürzlich auf DVD gesehen haben. Nun habe ich mit Tarantino nicht wirklich Erfahrung; zuvor hatte ich einzig Kill Bill 1 gesehen (und gemocht). Soviel hatte ich immerhin mitgekriegt: dass Tarantino eine Vorliebe für schräge, schrille oder skurrile Charaktere hat – sowie ein geradezu fetischistisches Verhältnis zu hervorspritzendem Blut. Von beidem gibt es in Inglourious Basterds reichlich; ich würde sogar behaupten, es gibt daneben kaum etwas anderes. Der Film besteht aus nur wenigen, endlosen Szenen, in denen mit quälender Langsamkeit eine üble Beklemmung zelebriert wird. Man sieht das Unheil kommen und kann doch nichts tun, man möchte schreien, man windet sich mit Gänsehaut auf seinem Sofa und fixiert doch weiterhin den Bildschirm, um die Katastrophe wie ein Uhrwerk ablaufen zu sehen, bis die Szene in der Regel im erwähnten Blutspritzen endet.

Klar: Es braucht absolute Meisterschaft, um solch aggressives, unentrinnbares Unbehagen zu erzeugen. Die Szenen sind mit souveräner Sicherheit gestaltet und inszeniert, da steht jeder Salzstreuer richtig. Die Figuren, allen voran SS-Sturmbannführer Landa (Christoph Waltz, der für seine Interpretation so ziemlich jeden verfügbaren Preis bekam), sind überlebensgrosse Gestalten. Das ist ein Meisterwerk, ohne Frage. Mein Problem ist wohl, dass ich keine Studiensammlung beklemmender Szenen erwartet hatte, sondern eine Geschichte – und diese hat in dem Film offensichtlich zweite Priorität. Dabei wäre der Kern zu einer fabelhaften Geschichte vorhanden gewesen, nämlich die brillante Idee, eine jüdische Guerillaeinheit, eben die titelgebenden Basterds, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hinter die deutschen Linien zu schicken und dort Tod und Panik säen zu lassen. Diese Idee, finde ich, ist etwas müde verpulvert worden. Überhaupt bleibt vieles vom Plot im unendlichen gegenseitigen Belauern stecken. Anderes, wie die Schlusswendung, wirkt im höchsten Mass unrealistisch, reiner Vorwand für eine letzte Pointe. Bleibt als Fazit: Glücklich der Regisseur, der solche Ideen hat und sie dann nicht mal vollständig auskosten muss, um einen bedeutenden Film zu machen. Mein Fall freilich war dieser nicht.


Technisches: Inglourious Basterds (2009), von Quentin Tarantino, mit Brad Pitt, Christoph Waltz, Mélanie Laurent, Diane Krüger und vielen anderen grossen Stars.

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