Freitag, 5. Juni 2009

Sentier des champs a capella

Wer sich durch die Kategorien dieses Blogs klickt, stellt schnell fest: Von Literatur ist viel die Rede (vor allem in letzter Zeit), von Tanz und Theater auch regelmässig, von Musik aber so gut wie gar nie. Der Eindruck täuscht nicht. Tatsächlich gehe ich sehr selten ins Konzert und weiss dann in der Regel auch nicht so recht, was darüber zu schreiben wäre. Vielleicht liegt es daran, dass ich mir bei Tanz und Theater auch als Dilettant eine Meinung zutraue, währenddem ich mir bei der Musik bewusst bin, dass es ein grosses Wissen und breite Erfahrung braucht, um einigermassen haltbare und sinnvolle Kommentare machen zu können. Aber da es hier unter anderem auch um learning by doing geht, versuche ich ein paar Notizen zu einem Konzert, auf das ich letzte Woche vollends zufällig gestossen bin. In der Kirche St-Jean in Fribourg präsentierte das Ensemble Sobalte unter der Direktion von Nicolas Reymond ein Programm mit dem Titel Sentier des champs a capella. Der junge Chor deklariert sich als Elite-Laien-Ensemble, und diesen Anspruch unterstreicht ein Blick auf sein aktuelles Programm ohne weiteres. Gesungen wurden nämlich geistliche und weltliche A-Capella-Stücke aus dem zwanzigsten Jahrhundert, und es braucht einiges an Stimmsicherheit und Erfahrung, um die ungewöhnlichen Akkorde und die magischen Dissonanzen zum Beispiel des Magnificats von Arvo Pärt auszuhalten, zu gestalten und klingen zu lassen. Das Ensemble und sein fast verlegen junger Dirigent waren dieser Herausforderung bestens gewachsen. Stimmgewaltig und aufmerksam, in wechselnden Formationen und mit einigen leuchtenden Soli führten sie von Britten über Poulenc und Rutter zu Ravel. Um auf meine Eingangsbemerkung zurückzukommen: Musik hat gegenüber Theater und Literatur den beglückenden Vorteil, dass sie leichter auch ohne Hintergedanken einfach genossen werden kann.


Technisches: Sobalte arbeitet projektweise. Für den Advent 2009 ist ein John-Rutter-Abend angekündigt, für den Herbst 2010 ein Programm mit englischen Werken des 20. Jahrhunderts.

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