Ob der Post-Titel so treffend ist, wo doch in Fribourg der Stadtspaziergang schnell und unversehens zum Landspaziergang wird, bin ich mir noch am überlegen. Für heute kann ich ihn stehen lassen. Mein Weg führt zunächst ins Vignettaz-Quartier. Der Sonntag ist mehrheitlich sonnig und überraschend warm; ein paar verstreute Regenspritzer ganz zu Beginn erinnern an die vergangenen feuchten Tage. Die Route de Vignettaz und dann die Route du Fort-Saint-Jacques sind gartengesäumt; Vögel zwitschern, Autos aus Bern, Luzern, Genf zeugen von Sonntagsbesuchen. Sachte an Höhe gewinnend erinnere ich mich an eine Wanderung, die bald sechs Jahre zurückliegt (im Sommer meiner Lizarbeit), von Ste-Apolline an der Glâne zur Hauptstrasse hoch, dann über einen Lehnenweg im Wald Richtung Pérolles. Ob ich via Cormanon irgendwie auf diesen Waldweg hinunterfinde? Obwohl Kartenfreak, bin ich heute ohne jegliches Hilfsmittel gestartet; es gilt zu improvisieren. Der Weg nach Beaumont ist mir bekannt. In Cormanon, dem neuen Quartier für die gehobene Mittelschicht (dies jedenfalls die unterschwellige Aussage der Informationstafeln), wird unablässig weiter gebaut. Den Eingang ins Quartier finde ich auch ohne Mühe und schlängle mich zwischen den Reiheneinfamilienhäusern mit Bergblick durch. Auf der Route de la Glâne angekommen, werde ich gewahr, dass es irgendwie die Bahnlinie zu queren gilt. Nach einigem Irren im Quartier scheint der Umweg über die Strassenüberführung unausweichlich. (Erst der Blick zu Hause auf die Karte enthüllt mir die Abkürzung, die ich vergeblich gesucht hatte.) Durch ein ausgedehntes, von der Bahnlinie durchschnittenes Einfamilienhausquartier erreiche ich den Einstieg in den Bois des Morts. Ein schmaler Pfad führt ab- und aufwärts dem Hang entlang; zur Linken weiter oben ist die Bahnlinie zu erkennen, zur Rechten öffnet sich gelegentlich grandios der Blick auf den Fribourger Grand Canyon, die steilen Felswände der Saane und des Pérolles-See, auf den Pont de Pérolles sowie auf die Talebene, in der ich ein einsames Haus ausmache. Die Waldquerung dauert nur einige Minuten, dann erreiche ich die Villa Beausite (die auf der Landeskarte übrigens altmodischerweise und politisch völlig unkorrekt als „asile des vieillards“ bezeichnet wird). Von dort brauche ich nur noch wenige Minuten, bis ich via Jardins de Pérolles wieder zu Hause bin.
Technisches: Dauer des Spaziergangs etwa eine Stunde, für kartenbewehrte Wanderer wohl weniger. Stadtpläne (für Cormanon nicht ganz aktuell) gibt es unter http://www.plandeville.ch/ville-fribourg sowie unter http://www.fr.ch/ville-fribourg/att/plans_fribourg_et_region.htm .
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen