Ein Meilenstein ist aus meinem Bildungsleben zu vermerken, eine bedeutende Lücke wurde endlich geschlossen: Vergangene Woche habe ich den letzten James-Bond-Film gesehen, der mir noch fehlte: You only live twice. Seit Jahren scheinen im Fernsehen nur immer wieder die gleichen mittelmässigen Machwerke wie Moonraker und A View To A Kill wiederholt zu werden, währenddem YOLT (wie die Bondianer sagen) nie zu sehen war – oder allenfalls auf einem dieser obskuren Lokalsender, die wir hier nicht kriegen. Dafür haben wir vor Ort glücklicherweise eine gutsortierte Mediathek, von wannen mir jetzt endlich Abhilfe kam. So gross das Vergnügen war, zum letzten Mal einen klassischen Bond-Film zum ersten Mal zu sehen, so wenig begeistert war ich schliesslich; und das lag vor allem an der Fabel.
Das Verbrechersyndikat SPECTRE, Stammgast in allen frühen Bond-Filmen, versucht dieses Mal, die USA und die UdSSR gegeneinander aufzuhetzen, indem es wechselnd ihre Raumkapseln vom Himmel holt. Bond soll den Weltfrieden retten, und um seine Gegner in Sicherheit zu wiegen, wird in aufwendiger Weise sein Tod fingiert. Und da fängts schon an: Mir war nun überhaupt nicht einsichtig, weshalb diese Idee ein solcher Knaller sein sollte, dass der ganze Film danach benannt werden müsste. Der Kunstgriff wird dramaturgisch nämlich überhaupt nicht ausgenützt. Und vollends an den Haaren herbeigezogen ist der seltsame Plan für die Infiltrierung der Insel der Schurken: Bond (der doch alles kann und mit jedem Gegner fertig wird) muss ein intensives Ninja-Training bestehen, dann wird er in der Tarnung eines Fischers auf die Insel gebracht, sprich: er bekommt eine Japanerperücke aufgesetzt und muss (darf) eine Inselschönheit heiraten. Bitte? Normalerweise braucht es zu einem solchen Geheimeinsatz nicht mehr als einen Tauchanzug. Schön war hingegen der dadurch ermöglichte wirklich sehr ausführliche Einblick in Japan – minutenlange Landschaftsaufnahmen und religiöse Zeremonien ohne Ende. Da wird man schon mal ein bisschen nostalgisch, wenn man an die heutige Bond-Hektik denkt.
Sean Connery verbreitet wie üblich Esprit und Grandezza, und die Chemie zwischen ihm, Geheimdienstchef Tanaka und den weiblichen Protagonistinnen ist gut. Das Drehbuch hingegen – obwohl es vom grossen Roald Dahl stammt – taugt nichts.
So enden meine Entdeckungen in Bond-Land. Zum Glück gibt es ein paar Ausgaben, die ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Und wenn alles nichts mehr nützt: Für 2011 ist der nächste Bond angekündigt.
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