So begeistert ich von der Idee einer Museumsnacht bin, so selten raffe ich mich dazu auf, mich an diesem einen bestimmten Abend mit Hundertschaften anderer Begeisterter durch Museen zu zwängen, die ich mir an allen anderen Tagen in Ruhe und mit der nötigen Musse ansehen könnte. Als aber am letzten Samstag in Freiburg die allererste Museumsnacht stattfand, wollte ich dann doch nicht zuhause bleiben. Das Programm war viel versprechend: Sechzehn Häuser – welch glückliche Stadt! – luden zu Attraktionen aller Art in und um ihre Sammlungen und Ausstellungen ein, neben eigentlichen Museen auch andere kulturelle Institutionen (was einen grossen Teil des Reizes einer solchen Nacht ausmacht).
Um es gleich zu sagen: Ich war nicht der einzige Begeisterte. Mit zwei- bis dreitausend Interessierten hatten die Organisatoren gerechnet; verkauft wurden schliesslich viertausend der gelben Armbänder. Der grosse Publikumsaufmarsch und die Unwägbarkeiten der Premiere bescherten mir einen etwas harzigen Start: Die Führung zu Pflanzen und Insekten im Botanischen Garten war zwar informativ, aber auch ein wenig ungelenk. Im Staatsarchiv fand ich keinen Platz mehr im Rundgang durch die Magazine. Und im Bibel+Orient-Museum war vom publizierten Fahrplan nicht viel zu spüren (dafür hatte ich das Privileg einer Führung durch Othmar Keel höchstselbst). All dies wurde jedoch vergessen gemacht durch das Schlussstück meines Abends, die „Abschiedsprozession“ durch das ehemalige Augustinerkloster. Die kantonale Denkmalpflege hat damit ihren Räumlichkeiten, aus denen sie in absehbarer Zeit ausziehen wird, einen würdigen Vor-Abschied bereitet, und zudem den Reiz einer Museums-Nacht ideal ausgekostet: Der Rundgang fand nämlich bei Kerzenlicht statt. Mit Leuchtern und ein paar verteilten Taschenlampen (zur stolperfreien Überwindung von Stufen und Schwellen) bahnten wir uns einen Weg durch das Labyrinth der Gänge und Räume. Das war eine eigentliche Prozession durch die Zeit, von der Gotik bis zum Beton des frühen 20. Jahrhunderts. Das Zimmer des Priors und das spektakuläre Sommerrefektorium strahlten barocken Glanz aus; in den Kellern waberte noch der charakteristische Aktenduft durch die leeren Regale des ehemaligen Staatsarchivs; und der idyllische Innenhof ist untrennbar verbunden mit der ganz und gar nicht idyllischen Erinnerung an die Guillotine, die hier vor hundert Jahren noch einen Verbrecher in den Tod beförderte. Über den Garten gelangten wir zum Schluss aus den Klostermauern hinaus und in die Kirche hinein. Die schwach flackernden Kerzen hoben schemenhaft einzelne Formen der berühmten Altäre aus dem Dunkel und reflektierten sich magisch auf den Vergoldungen.
Ich hätte mich nun noch im Naturhistorischen Museum am Insektenbankett laben können, aber nach vier Stunden Museumsnacht hatte ich müde Beine und beschloss, es gut sein zu lassen. Nächstes Jahr ist auch noch ein Jahr, und eine Neuauflage ist bereits angekündigt.
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